Special
In Ausgabe 25 haben wir im Rahmen unseres Artikels über Bücher mit Portal-Bezug beiläufig erwähnt, dass das Valve-Comicbuch unter dem Titel Das Opfer auf Deutsch erschienen ist - das ist deswegen relevant, weil darin mit Laborratte auch ein Portal 2-Comic enthalten ist. Das nehmen wir nun zum Anlass, um euch generell alle Portal-Comics in einem Special vorzustellen.
Das erwähnte Comicbuch trägt im Deutschen den vollen Titel Das Opfer und andere Geschichten mit Steam-Power, das englische Original nennt sich The Sacrifice and Other Steam-Powered Stories. Erschienen ist es in den USA bereits im November 2011 (also rund 2 ½ Jahre vor uns), und enthalten ist neben dem Titelstory zu Left 4 Dead und einigen Kurzgeschichten zu Team Fortress 2 auch der Portal 2-Comic Lab Rat. Dieser ist online unter http://www.thinkwithportals.com/comic/?l=de zu finden, aber auf Papier sind Comics dann doch noch einmal anderes Lesegefühl, weswegen das gedruckte Buch dennoch seine Existenzberechtigung hat.
Fun Facts zu Lab Rat
- Auf Seite 9 steht auf Chells Akte ein Binärcode. Übersetzt heißt das "The cake is a lie".
- Auf Seite 14 sieht man im Aperture-Labor auch einige Waffen aus Half-Life-Reihe, z.B. das Gravitron.
- Auf Seite 26 sagt Ratman über Chell, sie ist "lebendig und tot zugleich, bis jemand die Kammer aufmacht". Das ist eine Anspielung auf Schödingers Katze, ein bekanntes Gedankenspiel, das auch schon mit der Errungenschaft Schrodinger's Catch (Ein guter Fang) ins Spiel Einzug gefunden hat.
Lab Rat wurde von Jay Pinkerton, einem Co-Autor der Story von Portal 2, geschrieben und von Michael Avon Oeming zeichnerisch umgesetzt. Online erschien der Comic im April 2011, passend zum Release von Portal 2. Die Hauptrolle spielt Doug Rattmann, ein ehemaliger Aperture-Wissenschaflter, der als einziger den Neurotoxin-Angriff von GLaDOS überlebt hat - im Spiel könnt ihr seine diversen Verstecke voller geheimnisvoller Notizen entdecken. Ratman irrt nun durch den gewaltigen Firmenkomplex und unterhält sich mangels menschlicher Kommunikationspartner mit einem Begleiterkubus, den er ständig mit sich herum schleppt. Ob er am Ende entkommen ist, weiß man nicht - im Comic allerdings wird verraten, dass er tatsächlich bis an die Oberfläche geschafft hat, dass er aber anschließend zurück nach unten gestiegen ist, um Chell zu wecken, hoffend, dass sie GLaDOS endgültig den Gar ausmachen kann.
Er ist draußen, aber nicht für immer: Ratman wird zurück nach unten steigen, um Chell zu wecken. | Eins der zahlreichen Ratman-Verstecke. Sie sind in beiden Portal-Teilen mehrfach zu finden. |
Insgesamt füllt Laborratte 26 Seiten, was zwar nicht gerade nach viel klingt, aber dennoch handelt es sich hierbei mit Abstand um den längsten der drei Portal-Comics. Der zweite nennt sich Turret Lullaby und ist lediglich fünf Seiten lang. Er wurde im September 2011 online veröffentlicht (und zwar unter http://www.thinkwithportals.com/turret_comic/?l=de, aber leider ohne deutsche Übersetzung), eine gedruckte Fassung erschien dann im Oktober 2012 im Booklet der Portal 2-Soundtrack-CD-Box - man hielt es wohl für thematisch passend, da es auch im Comic im weitesten Sinne um Musik geht. Der eigentliche Hauptdarsteller ist allerdings ein Geschützturm, der von zwei Wissenschaftlern darauf trainiert wird, ein Baby zu bewachen: "Sie wollen sich dem Baby nähern? Ha, tun sie's nicht!" Am Ende, nachdem der Test-Einbrecher erfolgreich in die Flucht geschlagen ist, stimmt der Geschützturm sein schönstes Schlaflied an und singt das Roboter-Baby ins Traumland.
"Schützen Sie die Dinge, die Ihnen wichtig sind! Sie wollen sich dem Baby nähern? Ha, tun Sies nicht!"
Turret Lullaby setzt die Grundidee aus dem Trailer als Comic fort: Ein Geschützturm als Baby-Bewacher!
Der dritte und letzte Portal-Comic erschien schließlich zum Steam-Winter Sale 2011 und ist lediglich noch vier Seiten lang. Eine gedruckte Fassung ist uns genauso wenig bekannt wie eine deutsche Übersetzung, aber das englische Original findet ihr unter http://store.valvesoftware.com/holiday_comic/. Der Comic heißt Randolph the Red-Nosed Turret und ist eine Portal-Version des Weihnachtsliedes Rudolph, das kleine Rentier: Ein Geschützturm mit roter Nase (Geschütztürme haben Nasen?) wird von seinen Geschützi-Kumpels ausgelacht und leidet darunter - bis eines Weihnachtstages eine festliche geschmückte GLaDOS eben diesen Geschützturm bittet, ihren Raum zu bewachen. Daraufhin (und nachdem er offenbar den Weihnachtsmann erschossen hat ^^) wird der kleine rot-nasige Turret von seinen Kollegen endlich anerkannt. Spaßig ist dabei, dass man die Texte des Comics tatsächlich auf die Melodie des Liedes singen kann.
Der rot-nasige Geschützturm darf GLaDOS bewachen. Fun Fact: Auf den Strümpfen stehen die Namen Gordon, Alyx und Dog.
Das Original-Lied Rudolph, the Red-Nosed Reindeer kam 1949 heraus und wurde ursprünglich von Gene Autry gesungen, inzwischen aber unzählige Male gecovert - unter dem Titel Wheatley the Blue-Eyed Moron gibt es sogar eine Portal-Version im Rahmen des Projekts Goodbye Christmas Caroline (siehe Ausgabe 11). Das Original-Lied erzählt von einem Rentier, das - genau wie unser Geschützturm - aufgrund seiner rot leuchtenden Nase von seinen Artgenossen ausgelacht wird. Dann verirrt sich der Weihnachtsmann im Schneesturm und findet den Weg erst wieder, als er Rudolph vor seinen Schlitten spannt. So wird Rudolph über Nacht - über die Heilige Nacht - zum Held und bekommt endlich Anerkennung. Erdachte wurde die Geschichte übrigens bereits 10 Jahre vor dem Lied - die ursprüngliche Fassung erschien 1939 in Form eines Malbuchs, das ein Kaufhaus in Chicago zu Weihnachten als Werbegeschenk verteilte.
Dass weitere Portal-Comics folgen werden, ist unwahrscheinlich, nachdem nun schon seit fast drei Jahren nichts mehr kam. Vielleicht wieder, wenn Portal 3 angekündigt wird, falls das jemals geschehen sollte, doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
• aus Ausgabe 27 •